Draußen zu Hause

VHS Kurs vom 05. auf den 06. Februar 2022

24 Std. am Stück draußen – Anfang Februar? Je näher der Termin rückt, desto mehr Gedanken mache ich mir. Ich habe mich spontan angemeldet, weil das letzte kleine Abenteuer schon eine ganze Weile zurück liegt. Ich dachte mir, dass eine Herausforderung mal wieder gut wäre. Der Wetterbericht sagt minus 2 Grad in der Nacht voraus und ich bin mir nicht sicher, ob meine Ausrüstung dafür geeignet ist. Oder mein Körper.

Wir treffen uns um 10 Uhr in der kleinen Gruppe, die wir schon aus der Vorbesprechung kennen. Alle haben eine ähnliche Erwartungshaltung und wollen eine gute Zeit mit Gleichgesinnten haben – und noch ein paar wertvolle Tipps und Eindrücke mitnehmen.

Nach einem kleinen Rundgang durch das Camp geht es mit der ersten Aufgabe los. Wir brauchen geeignetes Holz für Heringe und Steine für den Dutch Oven, mit dem wir kochen wollen. Wir gehen los und vergleichen schonmal ein wenig unsere Ausrüstung. Im Wald gibt uns der Kursleiter Thomas wertvolle Tipps über geeignetes Zundermaterial, einen Kleber aus Baumrinde und wo wir trockenes Holz finden.

Zurück im Camp darf der erste versuchen, mit Feuerstahl und Zunder ein Feuer in Gang zu bringen. Dann bereiten wir die ersten 2 Gerichte vor: Brot und Minestrone. Die Stimmung ist gut und wir haben herrliches Wetter. Wir halten das Feuer auf Trab und das Essen schmeckt dann auch hervorragend. Thomas hat schon ein bisschen was vorbereitet, damit wir nicht nur mit Kochen beschäftigt sind. So können wir vor und nach dem Essen schonmal die Heringe schnitzen und die wichtigsten Knoten für unser Nachtlager üben. Dann suchen wir uns geeignete Plätze, um unsere Planen zu spannen. Das war’s dann auch schon mit Komfort. Wir schlafen einfach im Freien. Ich muss an den Fuchs denken, der regelmäßig nachts in unserem Garten vorbei schaut.

Vor dem Abendessen ist noch Zeit für einen Spaziergang im Wald und ein wenig Austausch über schöne Urlaubsziele und -erlebnisse. Dann heißt es, wieder anfeuern und Abendessen zubereiten. Wir schnippeln zusammen im Schein der Stirnlampen und Laternen und ohne Sonne kommt die Kälte schon unverschämt nah ans Feuer ran. Ein paar von uns wärmen sich mit Feuer bohren auf – der Königsdisziplin. Das erfordert einiges an Übung. Wir bleiben zusammen und freuen uns auf den ebenfalls feurigen Eintopf mit Kürbis und Cranberries, der uns hofftl genug Energie für die Nacht verleiht. Ein kleines Bier noch, mehr wollen wir nicht riskieren, damit man nachts nicht aus dem Schlafsack raus muss. Dann ist es soweit – Zeit zu schlafen. Nachdem wir den ganzen Tag an der frischen Luft aktiv waren, sollte das ja klappen.

Ich bin dann doch mehr aus der Übung, als ich mir vielleicht eingestehen wollte. Tiergeschrei in der Ferne, kalter Wind, der mir die Backe streichelt, ein lauter Kirchturm, Kälte, die zu mir in den Schlafsack kriecht, gegen Morgen heftiger Wind, der an der Plane zerrt. Es ist intensiv und ich habe genug Zeit, die Erlebnisse des Tages schonmal zu verarbeiten. Ich bin froh, als ich höre, wie jemand aufsteht und Feuer macht.

Das deftige Frühstück lässt mich die Nacht dann schnell vergessen. Wenigstens bin ich nicht der einzige, der ein bisschen mehr Schlaf vertragen hätte. Frisch gestärkt vertiefen wir noch das Thema Knotenkunde, räumen auf und lassen den Kurs locker ausklingen. Im Kopf bleiben wertvolle Eindrücke von der gesamten Gruppe, Tipps für den Urlaub, Gedanken an Ausrüstungsgegenstände, die ich mir unbedingt anschaffen muss, leckere Gerüche, und die Gewissheit, dass sich der Kurs auf jeden Fall gelohnt hat und ich bald wieder ein kleines Abenteuer starten möchte. Nächstes Jahr will ich besser vorbereitet sein…